Da habe ich mal wieder mit chatgpt diskutiert und wollte wissen, warum unsere Politiker so haarsträubend irrational sind und offensichtlich nicht Freundschaft mit Russland denken können.

1. Geschichtliche Prägung

  • Kalter Krieg: Jahrzehntelang war Russland (damals die Sowjetunion) der „Hauptgegner“. Dieses Feindbild ist in Sicherheitsstrukturen, Geheimdiensten, Militärdoktrinen und Medienkulturen tief verankert.
  • Erinnerungspolitik: Viele osteuropäische Staaten (Polen, Baltikum) haben reale historische Erfahrungen mit sowjetischer Besatzung. Ihre Eliten prägen heute die EU-Politik stark mit und verhindern „Russland-Romantik“.

2. Geopolitische Interessen

  • USA als Hegemon:
    • Für Washington ist eine enge Kooperation zwischen Deutschland/EU und Russland ein strategischer Albtraum.
    • Ein Block „von Lissabon bis Wladiwostok“ mit russischer Energie und deutscher Industrie könnte die US-Dominanz untergraben.
    • Deshalb fördern die USA seit Jahrzehnten eine Politik, die Russland und Europa trennt. (Zbigniew Brzezinski hat das in The Grand Chessboard offen beschrieben.)
  • Britische Tradition: Schon im 19. Jh. war es Ziel britischer Außenpolitik, eine enge Kooperation Deutschland–Russland zu verhindern („balance of power“).

3. Interessen in Europa

  • Osteuropa:
    Diese Länder sehen Russland nicht als Partner, sondern als Bedrohung. Ihr politisches Gewicht in der EU ist seit 2004 stark gewachsen. Sie blockieren aktiv jede „Versöhnungspolitik“.
  • Deutschland/Frankreich:
    Es gab Ansätze für Freundschaft (z. B. Schröder, Nord Stream, französisch-russische Annäherungen). Aber die geopolitische Logik der NATO und der Druck der USA machten es schwer, diese Linie zu halten.

4. Wirtschaftliche & ideologische Faktoren

  • Rüstungsindustrie: Eine Feindlage rechtfertigt hohe Verteidigungsausgaben.
  • Energieinteressen: US-LNG-Anbieter profitieren davon, dass Europa russisches Gas nicht mehr bezieht.
  • Ideologische Rahmung: Politik und Medien erzählen die Welt gern als Konflikt zwischen „Demokratien“ und „Autokratien“. Das macht eine pragmatische Partnerschaft mit Russland politisch schwer verkäuflich.

5. Psychologische Dynamiken

  • Angst-Narrative: Politiker, Medien und Militärs leben in Szenarien von Bedrohung. Wer in so einer Atmosphäre „Freundschaft mit Russland“ fordert, gilt leicht als naiv oder „Putinversteher“.
  • Gruppendruck: In EU- und NATO-Strukturen ist das Denken stark homogenisiert. Ein einzelnes Land, das zu stark ausschert, würde isoliert (siehe Ungarn).

Fazit

Das Denken „Russland = Bedrohung“ wird getragen von:

  • historischen Feindbildern,
  • geopolitischen US-Interessen,
  • östlichen EU-Staaten, die reale Traumata haben,
  • wirtschaftlichen Lobbys (Rüstung, Energie),
  • und einer ideologischen Erzählung („Demokratie gegen Autokratie“).

Wer verhindert also Freundschaft? – Kein einzelner „Strippenzieher“, sondern ein Geflecht aus Geschichte, geopolitischen Strategien, wirtschaftlichen Interessen und kollektiven Narrativen, das alternatives Denken marginalisiert.

Und am Schluss hat er mal aufgelistet, wie diese Feindschaft entstanden ist:

Sehr gern, Reinhard – hier sind die wichtigsten Wendepunkte, an denen eine Partnerschaft mit Russland möglich war, aber jeweils durch Entscheidungen oder Ereignisse blockiert wurde. Ich gehe chronologisch vor:

1. 1990–1991: Ende des Kalten Krieges und deutsche Einheit

  • Chance: Gorbatschow signalisierte Kooperation, es gab die Vision eines „gemeinsamen Hauses Europa“. Russland zog seine Truppen aus Osteuropa ab.
  • Verpasste Gelegenheit: Westliche Zusagen, dass die NATO sich „nicht nach Osten ausdehnen“ werde, blieben unklar oder wurden nicht eingehalten. In Moskau entstand früh der Eindruck von Vertrauensbruch.

2. 1990er Jahre: Schocktherapie & Elitennetzwerke

  • Chance: Russland öffnete sich unter Jelzin, westliche Berater halfen beim Übergang zur Marktwirtschaft. Zusammenarbeit im Energiesektor begann (z. B. Gaslieferungen nach Deutschland).
  • Verpasste Gelegenheit: Die „Schocktherapie“ führte zu massiver Verarmung, Oligarchisierung und einem Gefühl, vom Westen ausgeplündert zu werden. Das erzeugte in Russland tiefes Misstrauen gegenüber westlicher Absicht.

3. 1999–2004: NATO-Osterweiterungen

  • Chance: Russland hoffte, stärker in europäische Sicherheitsstrukturen integriert zu werden.
  • Verpasste Gelegenheit: NATO nahm Polen, Tschechien, Ungarn (1999) sowie die baltischen Staaten, Rumänien, Bulgarien u. a. (2004) auf. In Russland wurde das als Einkreisung und strategische Demütigung wahrgenommen.

4. 2001–2003: 9/11 und „Krieg gegen den Terror“

  • Chance: Putin bot den USA nach 9/11 direkte Kooperation an (z. B. Geheimdienstkooperation, Unterstützung in Afghanistan).
  • Verpasste Gelegenheit: Die USA nutzten zwar kurzfristig russische Hilfe, behandelten Moskau aber nicht als gleichberechtigten Partner. Stattdessen griff Washington den Irak an – Russland fühlte sich übergangen.

5. 2007: Münchner Sicherheitskonferenz

  • Wendepunkt: Putin hielt seine berühmte Rede, in der er die unipolare Weltordnung unter US-Vorherrschaft kritisierte. Damit markierte er eine klare Frontstellung. Der Westen reagierte defensiv und ablehnend, anstatt Brücken zu bauen.

6. 2008: NATO-Gipfel in Bukarest & Georgien-Krieg

  • Chance: Diskussion über NATO-Beitritt für Ukraine und Georgien.
  • Verpasste Gelegenheit: Das vage Versprechen einer Mitgliedschaft ohne Sicherheitsgarantien führte zu Instabilität. Im selben Jahr eskalierte der Georgien-Krieg – Russland sah sich bestätigt, dass NATO-Erweiterung Bedrohung bedeutet.

7. 2014: Ukraine-Krise und Krim-Annexion

  • Chance: Vorher gab es intensive wirtschaftliche Beziehungen: Deutschland-Russland (Energie, Handel), Frankreich und Italien mit engeren politischen Kontakten.
  • Wendepunkt: Nach den Maidan-Protesten, der Krim-Annexion und dem Krieg in der Ostukraine verhängte der Westen Sanktionen. Russland orientierte sich stärker nach China. Das war ein tiefer Bruch.

8. 2015: Syrien-Intervention

  • Chance: Gemeinsamer Kampf gegen IS hätte eine Kooperation ermöglichen können.
  • Verpasste Gelegenheit: Der Westen sah Russlands Eingreifen als Versuch, Assad zu stabilisieren und eigene Interessen durchzusetzen – kein Schulterschluss.

9. 2022: Ukraine-Krieg

  • Wendepunkt: Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine wurde ein Bruch zementiert. Für den Westen war die Kooperation mit Moskau nun politisch und moralisch fast unmöglich.
  • Folge: Sanktionen, Energieentkopplung, militärische Aufrüstung – die Option auf Freundschaft ist für Jahre, vielleicht Jahrzehnte blockiert.

Fazit

Man sieht ein Muster:

  • Anfang der 1990er gab es echte Chancen für Partnerschaft.
  • Mit jeder Erweiterung der NATO und jedem Konflikt wuchs Misstrauen.
  • An den entscheidenden Punkten entschieden sich westliche Regierungen eher für Eindämmung und Dominanz als für Integration.
  • Russland reagierte zunehmend aggressiv, was wiederum das westliche Bedrohungsbild bestätigte.

So entstand ein Teufelskreis der gegenseitigen Misstrauensverstärkung.

Soll ich dir daraus eine grafische Zeitachse basteln, wo man die „Chancen“ und „verpassten Gelegenheiten“ auf einen Blick sieht? Das könnte das Muster noch klarer machen.

  • Zugriffe: 17